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Stell dir vor 

15. Mai 2020, Jürg Messmer

Stell dir vor, dass du als Jesus wiedergeboren worden bist. Kannst du das? Wahrscheinlich nicht, weil du denkst, diese Vorstellung sei völlig absurd, oder weil du Buddhist, Muslim, Atheist, Hindu oder Sophist bist, oder gedankenlos oder sonst beschäftigt, oder einfach bereits erleuchtet? So ganz, allein. Lies einfach weiter.

Ich gehe davon aus, du hast auch nicht viel mehr zur Verfügung als deine Sinne, deine Gedanken, deine Abneigungen und Zuneigungen, Hoffnungen und Befürchtungen, dein Wissen, oder vielleicht sowas wie einen sechsten Sinn, nicht? Und irgendwie bist du frei, dich zu entscheiden. Auch das, was richtig und falsch (für dich) ist? Du kannst selbstverständlich auch sagen, dass es kein Richtig oder Falsch, nicht nur Schwarz oder Weiss gebe, dann vielleicht einfach ja oder nein. Yes or No. Oder Zweifeln. Oder schweigen.

Ich denke natürlich nicht immer, dass ich der wiedergeborene Jesus bin. Ich bin ja ein Zweifler. Auf der anderen Seite scheint Jesus wie ein schönes Versprechen zu sein, und das kann ich nicht ausser Acht lassen. Seine Botschaft - bzw. so wie ich sie verstehe, wie sie bei mir ankommt - gefällt mir. Nicht immer alles, denn er stand ja an einem anderen “Ort", bewegte sich in einer anderen “Zeit", hatte andere Bedingungen (Hautfarbe, Sprache, Gesten, Probleme, nicht sein Geschlecht). Also stellt sich die Frage, ob Er als solcher überhaupt erkannt und identifiziert werden könnte. Doch irgendwie gibt es diese Geschichte, und manchmal liebe ich es einfach, wenn ein begonnener Faden wieder aufgenommen wird, auch wenn der endlos scheint.

In diesen Zeiten werde ich auch daran erinnert, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst. Das mit dem sollen ist jedoch so eine Sache, weil dann der, der nicht kann, was er sollte, nicht inbegriffen ist. Und soweit ich weiss, sollten ja alle in der Erlösung mit begriffen sein, auch der verlorene Sohn. Das macht es kompliziert. Schwierig ist auch, wenn man manchmal das Gefühl hat, dass heute eher die Regel gilt, im Zweifelsfalle zu fürchten. Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst. Die Stille, die in diesen Zeiten manchmal geherrscht hat, war nach meinem Empfinden oft die Stille vor dem (nächsten) Sturm, und kein Zeichen des Friedens. Fast Totenstille. Doch an einigen Tagen habe ich auch zutiefst einen Frieden empfunden, war Teil davon. Sehr schön und viel versprechend. Doch meist bin ich unruhig. Natürlich denke ich auch an meine Pläne und Hoffnungen, die nicht in Erfüllung gehen könnten.

Es ist schon eigenartig, dass ich – eingeschränkt durch diese Covid-19-Massnahmen – jetzt mit diesem Mann zusammenlebe, und manchmal fast das Gefühl habe, er sei mein Lebenspartner. Ich sage dann, es fehlt nur noch, dass wir das Bett zusammen teilen. Das ist immer wieder sehr schön gewesen, doch jetzt geht diese Zeit bald zu Ende. Da sind die Gefühle gemischt. Der Mangel an Optionen hat uns zusammengebracht. Und jetzt wo sich die Welt der Möglichkeiten langsam wieder öffnet, verschwindet diese Sicherheit. Wir müssen oder dürfen wieder mehr wählen. Was wählen wir? Back to the old Routine? Ja, die Möglichkeit ist riesig. dass wir wieder in den alten Trott verfallen. Auch ich habe mir den normalen Irrsinn mal wieder zurückgewünscht in Zeiten der tiefsten Verzweiflung ob diesem zwiespältigen verordneten Stillstands.

Sind wir zu Frieden überhaupt fähig, oder ist das uns schlicht zu langweilig? Ein Leben ohne Krieg, ein Leben ohne Gut und Böse. Ohne Unterdrückung. Ja vielleicht fehlt dann was, das macht mich bang. Ich möchte das Paradies auf Erden haben, doch möchte ich auch nicht, dass es langweilig ist. Ich finde es am Schwierigsten, mit Langeweile umzugehen. Selten geniesse ich diese. Vor allem passiert sie mir fast nie, so dass ich denke, dass mir da etwas abhanden gekommen ist. Ja, man darf ja nicht mehr wie der Löwe, ganz im Hier und Jetzt, einfach entspannt herumliegen, und höchstens mal mit den Augen zwinkern, wenn man eine Antilope sieht, die einen saftigen Happen verspricht. Welch schöne Tiere. Die Antilope, und der Löwe. Wir bewundern sie alle beide.

Nicht erst jetzt habe ich daran gedacht, dass einfach etwas passieren muss. Ach, dieser Irrsinn. Ich bin ja ein ungeduldiger Mensch. Der reine Kapitalismus, so rein auch wieder nicht, der geht mir schlicht auf die Nerven. Einfach zu langweilig. Der Konsum, welch globale Einöde. Ich verstehe nicht, dass dieser nicht langsam allen aus Ohren und Hals heraushängt. Doch wie diese Maschine zum Halten zu bringen oder zu verändern ist, das ist weiss Gott nicht einfach. Es scheint einfach alles zusammenzuhängen, und wenn man irgendwo zu schrauben beginnt, dann verändert sich gleich die ganze Welt. Wird es ohne Kapitalismus besser? Im Moment ist das ja keine Frage, denn die Chinesen sind ja dabei, unseren Kapitalismus noch effizienter zu machen, ihn auf die Spitze zu treiben. Sie haben sehr schnell von uns gelernt. Und solche Konkurrenz hat man gar nicht gerne. Anstatt Neues zu bedenken und zu wagen, werfen wir lieber diesem Konkurrenten schlechte Absichten und unlautere Geschäftspraktiken vor, oder gar Schwerwiegenderes.

Auch ich habe meine Feindbilder, ich nenne keine Namen, doch es macht mich krank zu sehen, dass Leute Philanthropen genannt werden, die gemeinnützig sein wollen, die jedes Jahr ihr Vermögen massiv vermehren und dabei knall hart ihre eigenen Interessen verfolgen, ihr Weltbild zum Standard machen wollen. Das macht mich wütend und hilflos. Ich verstehe dann die, die eine Verschwörung darin sehen. Ich verstehe sie. Doch bin ich trotzdem nicht deren Meinung. Ich sehe jedoch, dass Verschwörer und Verschwörungstheorie heute auch Worte sind, die gerne als Waffen eingesetzt werden, um die Ordnung wieder herzustellen, und Widersprüche zum Schweigen zu bringen. Das ärgert mich. Doch weiss ich auch, dass auch die Demokratie halt nicht perfekt ist. Die Mehrheit gilt, auch wenn die schweigende Meinung ja nur insofern berücksichtigt wird, als dass Schweigen halt auch eine Stimme ist. Auch Schweigen ist möglich. Gott sei Dank.

Doch in dieser Atmosphäre, die in mir schon lange am lodern ist, wird eben Jesus, oder seine Idee, wieder in mir lebendig. Es gibt diese Geschichte und ich frage mich, wie kann die weitererzählt werden. Also wer erzählt diese Geschichte weiter? Er muss ja eine identifizierbare Figur sein, sonst macht es keinen Sinn, sonst können wir sie weder erkennen und uns an ihr erfreuen, noch uns an ihr reiben. Doch kommt dieser Jesus einfach aus dem Nichts? Oder aus der Welt der Gedanken? Denn dass Jesus mit der Kraft von Worten zu tun hat, ist ja ziemlich klar, nicht wie bei den Buddhisten, die sich an die Stille halten. Oder jene, die sozusagen im Ohm den Urlaut oder das eine Wort erkennen. Irgendwie scheinen da einige Fäden sich zu verweben, und Jesus ist sozusagen Teil eines ganzen Gewebes. Ein schöner, ein kraftvoller Teil, auch weil er widersprüchlich ist. All die wunderbaren Kathedralen und Kirchen, die auf dem Blut von Sklaven und Ungläubigen gebaut sind. Die Kreuzzüge, der heilige Krieg, ja gar der Kapitalismus, der befreit von Schuld fast schon geheiligt lang sein Unwesen hat treiben können. Aber auch die Hoffnung, und die Liebe, diese Vielschichtige.

Also da bin ich, Jürg, Jorge und Jesus. Ja, warum nicht ich? Einer muss es ja sein. Klar, man kann darüber streiten, ob das jetzt ein weisser und alter Bildungsbürger, mit Erbe, aus reichem Land, und erst noch wieder ein Mann, sein muss. Warum nicht eine arme Schwarze, oder überraschenderweise ein “Gelber”, oder ein Besoffener von der Strasse in Xela. Oder eher eben eine Frau. Doch irgendwie muss man die Figur ja identifizieren können! Sonst ist’s zu kompliziert, und darum entscheide ich mich, diese Rolle, wenigstens ad interim, zu übernehmen, als Zeitarbeiter, weil die Stelle zur Zeit meines Wissens nicht besetzt ist. Einer muss ja. Sonst wird diese Geschichte nie weiter erzählt.

So weit, so gut, doch ich weiss nicht weiter. Zum Glück finde ich immer wieder einen Weg. Ich kann mich immer wieder entscheiden. Oder die Entscheidung fällt mir in den Schoss. Doch woher? Muss ich auch diese Frage entscheiden, ob ich denn bewege, oder nur bewegt werde? Darf ich göttliche Quelle für mich in Anspruch nehmen? Ist doch irgendwie arrogant und zieht andere, nicht Auserwählte, in den Dreck? Ziemlich schwierig, diese Frage, nicht? Gern wäre ich manchmal auch sicher, und würde mein Schicksal in die gütigen Hände Gottes legen. Doch je nach dem, kann ich das, oder kann es nicht, will es oder will es nicht. Bin ich trotzdem in Gottes Hände? Ich bin offensichtlich ein unsicherer Jesus Christ. Mein Problem ist, dass ich die Idee der Freiheit schätze, jedoch auch ihre Grenzen sehe.

Kapitalismus oder chinesischer Kommunismus? Viele haben ja jetzt Angst, dass bald die Chinesen uns ihre Werte aufzwingen werden. Und das kann ich ja gut verstehen. Doch wie lange haben wir unsere Werte den anderen aufgezwungen. Allen Ländern, von denen wir die Ressourcen von Natur und Arbeit billig stehlen, wo wir Ferien machen (neutral! ohne zu denken), mithelfen, die letzten unverwertbaren Ureinwohner zu vertreiben. Und das Land mit Privat-Eigentumsgesetzen unterjochen. Ist das soviel besser? Und ist es dann nicht einfach die Frage, ob nicht halt die Mehrheit wie immer Recht hat, das Recht des Stärkeren gilt? Und wenn es halt mehr Chinesen hat, dann haben die halt recht, oder nicht? Vielleicht sind es ja dann auch die Inder, oder gefallen auch die dir nicht?

Oder die Südamerikaner, die dank lang geübter Leidensbereitschaft langsam die Welt von anderer Seite her, auf andere Weise erobern, vielleicht mit Herz und Leidenschaft? Da drängt sich die Frage auf, welche Rolle da Jesus noch spielen könnte, ob seine Botschaft eine universell gültige bleiben kann? Tausende von Fragen. So sieht es im Inneren eines Spinners aus. Es stellt sich dir die Frage, ob ich ein Spinner sei, oder nicht. Auch du entscheidest über meine Zukunft, deine ist dann gleich auch mitbegriffen.

Covid-19. In aller Munde. Klar für viele, dass die Wissenschaft recht hat, recht haben muss. Hat sie recht? Ist sie so objektiv, wie manche denken? Sozusagen Gottes letztes Wort? Oder fühlt sie sich einfach sicher an, und wir bedürfen ihres Schutzes?

Machen wir doch ein Experiment: Die Ausgangslage ist die, dass ich da bin, und bereit, mich als Forschungsobjekt zur Verfügung zu stellen, mit Leib und Seele. Ich ziehe den Tod durch Covid-19 dem bereits vorgezogenen Tod der totalen Isolierung und der Angst vor. Ich habe Angst vor Isolation. Angst davor, dass niemand mehr mich umarmt, oder ich niemanden mehr umarmen kann. Auch befürchte ich, dass die Wissenschaft über Tod und Leben und deren Sinn alleine entscheidet. Nein, ich will nicht, dass andere bestimmen, wen ich umarme und wen nicht, nur wir zwei uns Umarmende sollen das bestimmen. Ich will nicht, dass dein Wissen meine Intuition übersteuert. Für dieses Recht könnte ich manchmal fast schon zur Klinge greifen! Aber nein, natürlich nicht. Ich möchte auch auf dich hören, deine Angst mit dir teilen.

Bleiben wir beim Experiment. Lasst mich Versuchskaninchen sein. Ich lade auf mein Handy irgendwelche Software, die Daten könnt ihr frei verwenden. Gebt mir das beste Handy, es muss klein sein, in die Hosentasche passen, und mich wenn möglich nicht verstrahlen und gleich voreilig töten, und auch meine Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Sonst wird es schwierig, das Experiment ist dann nicht mehr sehr objektiv :-) So in etwa wie beim Covid-19, das isoliert, aus lebendigem Kontext befreit, unter dem Mikroskop gefangen und neutral beobachtet wird.

Ich trage also dieses Handy auf mir und ihr seht, wie ich mich bewege und was ich mache. Täglich messe ich die Temperatur. Werde ich angesteckt? Warum werde ich angesteckt, wie soll man das genau erforschen? Warum nicht? Was macht mein Körper damit, wenn das Covid-19 auf ihn trifft? Nichts? Oder doch? Ist mein Alter entscheidend? Dass ich Lungenvorerkrankungen habe und Raucher bin? Kennst du die Antwort? Bist du sicher? Und was ist mit meinem Lebenswillen? Und meinen unerledigten Aufgaben? All diese Fragen stellen sich. Wenn ich dann Auswirkungen zeigen und nichts mehr schmecken würde, und an Atemnot zu ersticken drohte, dann sagte ich: nein, ihr dürft nichts machen! Eure Hände sind gebunden, ihr dürft nur zuschauen, beobachten! Ach, welche Qual, welche Herausforderung. Wenn ihr nur zuschaut, macht ihr euch schuldig an meinem Tod? Ja, das ist so, dann seid ihr mitschuldig, wenigstens die, die so denken und so fühlen, die anderen nicht. Doch ich bestehe drauf, einfach zu schauen. Lasst mich sterben, wenn ich sterbe(n will). Denn wenn ihr nicht bereit seid, mich einfach mit nackten Händen und ohne Gesichtsmaske zu umarmen, dann verzichte ich gleich auf dieses Leben. Ausser ihr könnt mich mit einer anderen Berührung überzeugen.

Ich darf mich doch entscheiden, oder nicht? Die Chinesen denken das vielleicht nicht, doch der Christ vielleicht doch, nein, der auch nicht. Entscheide du! Oder lasse die anderen die Arbeit tun, ist auch eine Entscheidung. Das sage ich, auch wenn ich nicht sicher bin, ob es so ist. Wie kann ich ob all dieses (Un)Wissens sicher sein, ob ich entscheide oder nicht. Diese Frage lebendig offen lassen, kann also durchaus eine Haltung sein. Mit Betonung auf lebendig, und offen.

Doch der Schrecken, der immer noch in meinen Knochen steckt! Ob all der Regelfolgsamkeit musste ich schockiert an die Geschichte und ausgestreckte Hände denken, unter dem Dach der Hoffnung vereint. Auf die Lösung. Heute halt die, die unter den schützenden Flügeln der Wissenschaft und des Fortschritts, und der Philanthropie der Durch-impfung, nach Erlösung schreit, unbekümmert wer dabei auf der Strecke bleibt. Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, einfach die, die halt nicht recht haben. Aber das könne man nicht vergleichen, hat sich ein mir Lieber sehr erzürnt, vielleicht zu recht. Doch manches entzieht sich dem objektiven Vergleich, der Statistik, und hinterlässt halt Fragen, die nicht messbar zu beantworten sind. Doch ich bin froh, dass es noch keine Überwachung der Unbedarftheit gibt, der Nachlässigen, die so einfach zu identifizieren und still zu stellen wären. Ich bin aufmüpfig, vielleicht nicht der ideale Jesus, passt so nicht? Den Pharisäer finde ich zugegeben in meinem Herzen.

In der Zwischenzeit ist mein Bad fast überlaufen, weil ich das vergass, gar Wichtiges zu schreiben hatte. Doch ich wurde gerettet. Das Geräusch des einlaufenden Bades hat auf wunderbare Weise durch meine Ohren ins Hirn den Weg gefunden, und dieses hat geschaltet - für einmal richtig. Habe alle Hände voll zu tun. Brauche Hilfe.

Nun stehe ich als Jürg Jorge Jesus vor der Entscheidung, nach Guatemala zu gehen, ob sich die Türen mir öffnen. Ein armes Land, das ist stimmig. Auch Jesus könnte sowas heute machen. Oder würde er in der Schweiz seine Botschaft verkünden, ein Zentrum von ehemaliger Christlichkeit? Hätte er da ein Gehör? Da wo genügend Geld vorhanden ist, um die Gottesfurcht in Sicherheit zu bannen? So oder so, ich habe es versprochen, im September 2020 da in Xela zu sein.

Ist es ein leeres Versprechen? Muss ich das Versprechen halten? Nein, wahrscheinlich nicht, sagen einige, du musst nicht das B dem A folgen lassen. Danke, das gibt mir Zeit. Doch ich liebe es, Versprechen zu halten. Das gibt mir Sicherheit. Doch immer kann ich es vielleicht nicht. In diesem Falle lege ich mein Schicksal in Gottes Hände, und hoffe, dass er mir hilft, das Versprechen doch noch halten zu können. Er hat ja viele Hände. Es wird ja bestimmt doch gehalten. Nur ist es dann vielleicht nicht die gleiche Person, die die glückliche Botschaft überbringt. Das spielt ja auch keine grosse Rolle. Es ist ja nicht sehr spannend, das Gleiches mit Gleichem am gleichen Ort vergolten, eine Einladung bei den Einen stur mit einer Gegeneinladung vergolten werden muss. Doch trotzdem ist es mir wichtig, Versprechen persönlich einzulösen. Sehr sogar. Doch wie soll ich das schaffen? Ich bin zwischen Versprechen hier in der Schweiz, und in Guatemala, und anderswo, hin- und her-gerissen. Eine Lösung vielleicht: einfach hin- und her-reisen?

Doch das will ich nicht, angesichts der Klimakatastrophe, der Verschmutzung und des sich selbst erfüllenden Stresses. Wie soll es also gehen? Eine Möglichkeit ist wie immer, Schritt um Schritt, langsam zu gehen, und während dessen meine Gedanken und Geschichten ordnen und teilen, und die daran teilnehmen lassen, die dies möchten. Verstehst du mich?

Ich habe Mühe, zwischen dem Universellen und dem Persönlichen zu unterscheiden. Ich bin ein Wanderer, rastlos, auf der Suche, erfreut ob dem Abenteuer, und gleichzeitig sehne ich mich nach der persönlichen Beziehung, nach dem Hafen. Ja. mit ihr! Doch eben auch mit jener, oder gar ihm. Ich kann mich nicht teilen, nur eines nach dem anderen machen. Überhaupt kein Multitasker! Wenn jemand also meine Zeit in der Zukunft reservieren will, dann macht mir das Angst, bin oft überfordert. Ich will von der Zukunft dann nichts wissen. Doch eben auch, ich bin ja ein Mensch, will mich in dieser Zeit und in diesem Raum orientieren können, und mich auch auf etwas freuen, das kommt. Hier und Jetzt. Doch es ist halt nicht das Haus, meinen rein persönlichen Frieden, den ich finden will. Ich möchte, dass ich da, wo ich bin, mich zu Hause fühle. Ich möchte auch in meinem Sturm den Frieden finden. Es muss nicht das schöne Haus am Waldrand, mit Seeblick und OV-Anschluss sein. Ich will mich einfach freuen! Und ich freue mich - morgen ist es vielleicht wieder anders.

Also wenn ich jetzt als Mini-Jesus versuche, einen Weg zu finden, meine universelle Botschaft zu verkünden, wie mache ich das? Und ich habe keineswegs schon wieder Lust, am Kreuz zu hängen, auch nicht wirklich Lust, im Gefängnis zu landen, weil ich jemanden durch Nachlässigkeit sanft berührt habe, und vielleicht das Covid-19 weiter gegeben habe, denn teilen ist ja nicht wirklich in Mode. Auch nicht, weil ich mich nicht impfen lassen möchte, weil ich mir, meinem Körper und dem Leben vertraue. Ja, du ja vielleicht auch, der du an all die Schutzmassnahmen glaubst, du hast ja recht. Doch wie bringen wir dein Recht und mein Recht in eine Gleichung? Wie soll das gehen? Müssen wir einander mit unserem Recht einfach die Köpfe einschlagen, muss Einer gewinnen? Oder uns tolerieren, oder endlos reden?

Reden finde ich dann ja doch besser, vor allem bei einem Glas Wein. Oder einem Rum, vielleicht einem Cuba Libre, das tönt immer noch gut in meinem Ohr. Doch was machen die, die solcher Worte nicht mächtig sind, die eine andere Sprache sprechen? Deshalb bin ja auch nur Teilzeit Jesus, Notfalllösung auf der Suche nach dem Richtigen, bin erst noch drogensüchtig. Süchtig nach Liebe, süchtig nach Leben. Liebe das Tanzen auf verschiedenen Bühnen. Die falsche Form? Bin ich es oder hab ich was verwechselt, bist es du? Du nicht, nein danke? Also mach ich weiter. Der Stab hält mich fest.

Auf Mord (angenommenen, bewiesenen) geben wir oft lebenslänglich, lassen die Menschen ob ihrer Schuld brüten. Erziehen sie zu besseren Menschen. Andere glauben an die Todesstrafe, nicht an das ewig sich plagen und zweifeln, eine klare Lösung, eine neue Chance gibts doch immer! Wer hat recht? Einige werden wütend und schlagen andere mit Worten tot. Gar manche oder mancher wird dabei so verletzt, als wäre es ein Messerstich tief ins Herz. Eine Wunde, die gefühlt ewig bleiben kann, weniger schnell verheilt als der beweisbare Stich ins Fleisch. Soll das in Zukunft auch geahndet werden? Eine schwierige Entscheidung. Gibt es die Gewaltfreiheit, sollen wir Fleisch essen, Tiere schlachten, und wie? Sollen sie vorher wenigstens glücklich sein, oder soll es nur noch ein paar freie Kühe geben, vielleicht im Zoo, und nicht solche, die uns Menschen dienen müssen, obwohl es manchmal scheint, als würden sie uns trotz allem mögen. Soll die Welt lieber voll Palmöl-Plantagen sein, und Plastikverpackte Nahrungsmittel in den Läden stehen? Und gar Veganes mit Fleisch angeschrieben sein, um es zu verkaufen? Oder soll jeder seinen eigenen Garten haben, und wie soll das gehen? Wer entscheidet?

Soll es bei dieser Frage am Schluss bleiben? Wie willst du sterben? Denkst du daran? Auch über die Konsequenzen deines Tun und Lassens? Sicher nicht immer! Wir wollen ja auch mal einfach ein Bier trinken und lachen - kann auch ein Grüntee sein, und lächeln.

PS: Da kommt mir Galileo Galilei noch in den Sinn. Der, der entdeckte, dass die Erde rund ist. Manchmal frage ich mich, ob diese Antwort für immer gegeben worden ist, oder immer wieder neu beantwortet werden muss. Die Erde scheint mir heute sehr flach zu sein, vor allem das Denken vieler Leute. Ich könnte dann schreien. Doch weiss ich, dass sowohl das Spiel mit flachen Tellern als auch runden Bällen durchaus vergnüglich sein kann. Spielen wir zusammen weiter?

PS 2: Gemäss der Maya Kosmologie ist mein Nagual, mein engster Verbündeter und Schutzgeist, der Kan: die Weisheit im Zyklus der Zeit, und bedeutet Gerechtigkeit und Gleichgewicht. Zugleich bin ich eng auch dem Nahual T’zi’ verbunden: Symbol der Treue, der Autorität des Gesetzes und Beschützer des Gesetzes von Natur und Spiritualität. Ich bin dankbar, dass diese Zügel oft locker gelassen werden. Das bringt Leben in das Ganze.

PS 3: Wie stellst du dir den Frieden vor, ist er dir überhaupt wichtig? Krieg oder Frieden. Mein Logiker hat mal gesagt, im “oder” sei das “und” inbegriffen ;-)

Ode an die Freude vom Kölner Jugendchor St. Stephan

Harvest Moon (I'm still in Love with you)
Keine lateinamerikanische Passion, aber irgendwie trotzdem schön, schlicht.

Buch: “The Law of Attraction”, Esther & Gerry Hicks
Alternative: Drei-Groschen-Roman über die Liebe. Es gibt Leute, die sagen, dass diese besser sind, als manche(r) denkt!

 

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