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Covid - eine zu erwartende Aufregung 

17. April 2021, Jürg Messmer

Vor kurzem hat mir Vivian per Chat geschrieben, dass ihr Bruder unter Verdacht stehe, sich mit Covid-19 (ähnliche Symptome) angesteckt zu haben, und sie sei in seiner Nähe gewesen (keine Umarmung), kurz bevor wir uns gestern Abend trafen, und das ohne Distanz. Unser Treffen heute Abend hat sie deshalb abgesagt, aus Sorge - auch um mich. Ich schrieb ihr, sie müsse sich keine Sorgen machen um mich, ich sei ok, so oder so. Ich meinte es.

Ein paar Minuten später realisierte ich, was das alles (für mich und andere) bedeutet. Und umgehend sprach ich mit Doña Carmen, meiner Hausmutter, die grad etwa fünf Meter entfernt von mir auf einer Bank sass, und mit der ich heute Morgen und Mittag am gleichen Tisch gesessen und wir zusammen gelacht hatten (heftiger Atem), und so erzählte ich ihr vom Verdacht, was nun "natürlich" bedeutet, dass ich mich jetzt auch von der Familie fern halten muss, mindestens bis es bald - vielleicht in 5 Tagen - Entwarnung gibt. Eigentlich sollten ja auch sie nun alle untereinander Distanz wahren, es ist ein Rattenschwanz.

Dann suchte ich - einfach so aus Neugier, oder “Sicherheit" - Infos zur "Inkubationszeit von Covid-19" im Internet, und fand da gleich an erster Stelle eine Seite, mit einer Grafik, die auf dem Handy direkt angezeigt wurde (Beim erneuten Aufruf zur Überprüfung wurde diese Grafik nicht mehr angezeigt): Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19

 

 

Vielleicht bin ich etwas schreckhaft, wer weiss, doch diese Grafik erweckte bei mir den Eindruck, als wäre der Tod bereits vorbestimmt. Doch weiss ich, dass dies, wenigstens meistens, ganz bestimmt nicht der Fall ist, das weiss ich! Das heisst, nicht einmal das "weiss" ich, denn ich habe es nur gehört und gesehen (Bilder). Also wissen tue ich eigentlich gar nichts.

Doch - seit längerem - werde ich das Gefühl nicht los, dass hier etwas grundsätzlich aus dem Ruder läuft. Selbst ich, der ich sonst vor Covid-19 keine Angst habe, werde jetzt nervös. Was für eine Panikmache, das Ganze. Nein, es ist nicht der Zweifel, dass Menschen an Covid-19 sterben können, doch der ausschliessliche Fokus auf diesen Virus ist schlicht krank, das Problem im Grunde hausgemacht. Alles andere als dieses Covid wird ausser acht gelassen, als wenn man mit dem Auto in voller Fahrt in einer Kurve einem Baum ausweichen möchte, doch ihn fixiert, und deshalb nicht mehr ausweichen kann.

Die Gesundheitsspezialisten und Politiker sind am Werk, mit kräftiger Unterstützung von allen, die wir uns immer mehr in die Hände von Politiker und Spezialisten begeben, und das Gefühl für unser eigenes Leben preisgeben. Gefühle sind ja auch seit langem schon in Verruf geraten. Nur die reine Vernunft bringt uns weiter.

Der Konsum zeigt Wirkung. Die einen sind nervös oder haben endlich das Publikum, dass sie sich gewünscht haben, und die anderen sind hilflos, weil nun ganz auf den Segen der Spezialisten angewiesen. Wir sind ja nicht vorbereitet, und wollen auf keinen Fall Fehler machen. Und ja, ich möchte nicht in den Schuhen von den "Entscheidungsträgern" stecken!

Doch mehr als Covid-19 macht mir eben zu schaffen, dass unser wissenschaftliches Weltbild nun als Schuss nach hinten zu gehen scheint. Die Wissenschaft, die uns Wohlstand und Rettung versprochen hat, zeigt jetzt ihre Schattenseiten. Seit Jahrhunderten haben wir die Welt erfolgreich in seine Teile aufgeschlüsselt - teile und herrsche - damit wir die Welt kontrollieren und “besser" machen können, und dieses Wissen und Kontrollinstrument wird nun zur Knechtschaft, wir werden Opfer desselben Wissens. Dabei werden alle, die sich nicht beeindrucken lassen, aus welchem Grunde auch immer, als verantwortungslos oder dumm abgestempelt. Ja, die Welt ist nicht einfacher geworden. Wir müssen mit Angst leben, weil wir glauben, alles zu verstehen. Doch verstehen tun wir gar nichts. Doch das wird mir wohl kaum einer glauben. (Wir wissen doch schon so viel, es wird alles immer besser!)

Auch ich weiss ja von nichts. Nur dass ich mich, wie bei allen grossen Bewegungen und Überzeugungen, frage, muss ich das jetzt einfach alles glauben und aushalten, oder kann und muss ich etwas machen? Ich lote dies aus, wie immer, laufe Schritt um Schritt, und schreibe, und teile meine Befürchtungen. Und ich weiss, ich bin nicht der Einzige, auch wenn dies vermutlich keine Rolle spielt.

Eine Arbeit, die voraussichtlich langen Atem braucht, doch ob ich wegen Covid-19, wegen Unfall oder Zufall, oder sonstigen Altersbeschwerden von der Bühne abtrete, ist wohl Nebensache. Nur diese Frage: Wie wollen wir diese Schlacht gewinnen? Da gibt es nichts zu gewinnen. Etwas Ruhe ist also angebracht.

PS: Heute morgen hat mir jemand gesagt, man müsse jetzt autoritäre Massnahmen ergreifen, die Dummheit von manchen Leuten sei unerträglich. Doch da bin ich eben nicht gleicher Meinung. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der dumm ist, keinen einzigen! Nur solche mit anderen Bedingungen, einer anderen Sichtweise oder eben einer anderen “Meinung". Doch das geht bei grosser Bildung halt schnell vergessen, man hat ja schliesslich lange studiert, sein Leben dafür gegeben, und muss drum wissen, was richtig und falsch, oder so ähnlich, ist. Ich weiss, wovon ich spreche. Doch wir können ja immer lernen, auch wenn wir viel studiert haben mögen. Haben wir denn etwas besseres zu tun? Ich wünsche uns allen Neugier, es ist die "Gier", und nicht das Wissen, was uns weiter treibt.

PS: Ich habe nie daran geglaubt, dass mehr Schlösser, mehr Sicherheitsmassnahmen - in welcher Form auch immer - mehr Sicherheit schaffen würden, im Gegenteil, die Angst wird grösser. Der kalte Krieg lässt grüssen. Das gleiche gilt für den Kampf gegen die "böse" Natur. Es hat sich nichts geändert. Die Frage also, wollen wir überhaupt etwas ändern, oder wird es uns sonst zu langweilig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leben je zu langweilig sein könnte.

1 Kommentar

Noldi, 19. April 2021

Deine Reflexion zu Covid gefällt mir sehr. Sie drückt ziemlich exakt aus was ich oft auch fühle und denke ohne das sagen zu können. Ich bin ja kein Covidleugner und messe der Wissenschaft einige Bedeutung zu. Aber was wir mit unserer kollektiven Problemhypnose machen ist vermutlich mindestens so schädlich wie das Virus. Mich beelendet dabei meine eigene Hilflosigkeit, mein eigenes Wissen/Erfahrung mit welchem ich grössere Zusammenhänge zu ahnen meine, angemessen einbringen zu können, ohne grad zum Covidleugner zu werden, was ich gar nicht mag, weil ich ja respektiert werden möchte. Mir gefällt aber auch grad wie wir uns in der Schweiz irgendwie pragmatisch durch diese Situation mischeln.

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